■

Sprichwörtliches...

Gaius Plinius Secundus (um 23 bis 79 n.Chr.) 

berichtet als Anekdote von Apelles (356-308 v.Chr.), dem Hofmaler Alexanders des Großen, den ein Schuster tadelte, dass auf der Innenseite der abgebildeten Sandale eine Öse zu wenig angebracht sei; Apelles verbesserte daraufhin das Bild. Der Schuhmacher, übermütig geworden durch die Korrektur des erstgenannten Fehlers, kritisierte daraufhin am nächsten Tag etwas an der Darstellung des Beines, Apelles erwiderte: 

»... ne supra crepidam sutor iudicaret ...« 
(»Was über dem Schuh ist, kann der Schuster nicht beurteilen.«)
Plinius maior, Naturalis historia 35, 85 
(http://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Pliny_the_Elder/35*.html#85)

Schuster bleib bei deinen Leisten, dieses Sprichwort ist die uns bekannte Kurzfassung dieser Anekdote.

»οἴδα οὐκ εἰδώς, oída ouk eidós« 
»...ich weiß als Nicht-Wissender... "oder bekannter"...ich weiß, dass ich nicht weiß...!« 

(...allein dieser meint etwas zu wissen, obwohl er nicht weiß, ich aber, wie ich eben nicht weiß, so meine ich es auch nicht. Ich scheine also um dieses wenige doch weiser zu sein als er, dass ich, was ich nicht weiß, auch nicht glaube zu wissen. )
 Platon (427 v. Chr.–348 v. Chr.), Apologie des Sokrates, Erste Anklage 
(http://www.gottwein.de/Grie/plat/apol19b.php)

Platon hinterfragt das, was „man“ zu wissen meint, er stellt unser Wissen als Scheinwissen dar, ein sicheres Wissen findet er bei den Menschen nicht und behauptet deshalb man könne von seinen Ansichten nur vorläufig, nicht endgültig überzeugt sein.

Überall mitreden, ein vielseitiges Halbwissen pflegen statt uns unserer Kernkompetenzen bewusst sein, mit „aufgeschnappten“ blenden statt tieferer Inhalte, scheint die geläufigste Interpretation der„Straße“ zum Erfolg. Doch das klassische Trivium des Mittelalters (wenngleich tatsächlich auch der Ursprung unseres Begriffs „trivial“) beinhaltete außer der Rhetorik auch die Grundlagen (die Grammatik) und die Methodik (die Dialektik, Logik), die der Suche nach der Wahrheit (nach Schlüssen und Beweisen) diente. Dieses Studium ziemte nicht nur den Freien als angemessene Bildung, sondern war die Grundlage aller Weiteren Studien.

Ist es wirklich nur eine Erscheinung unsere Zeit? Blenden, Vortragskunst, Scharlatanerie und Dreistigkeit vermögen erstaunliches zu vollbringen und überrumpeln bisweilen auch den Weisesten unter uns. Statt bedächtiger, ausgewogener Überlegung bieten sie Schnelligkeit, Spontanität und vor allem Emotionalität. Sie spielen mit unserer Wahrnehmung und manipulieren unsere Auffassungsgabe. Wer hinterfragt schon immer gleich, ob sie das Versprochene, den Schein auch zu halten verstehen. Die Vortrags- und Schauspielkunst ist eine der ältesten und unterhaltendsten, und Unterhaltung ist eins unserer Synonyme für Gespräch. Doch auch diese Methodik setzt eins voraus: Ein guter Schauspieler agiert nicht zufällig. Er kennt sein Publikum und vor allem sich selbst, er ist sich seiner Mittel und ihrer Wirkung bewusst. Der überzeugende Darsteller weiss, auf welchen „Allgemeinplätzen“ das Parkett sicher ist.


    Mehr unter:

    http://www.veraikon.de



»Wenn du dich und den Feind kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.«   
Sūnzǐ (500 v. Chr.), Kunst des Krieges



    zum Seitenanfang

    zurück zum BLOG

   Inhaltsverzeichnishttp://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Pliny_the_Elder/35*.html#85http://www.gottwein.de/Grie/plat/apol19b.phphttp://www.veraikon.de/#anker_0http://veraikon-daswahregesicht.blogspot.com/Inhaltsverzeichnis.htmlshapeimage_3_link_0shapeimage_3_link_1shapeimage_3_link_2shapeimage_3_link_3shapeimage_3_link_4shapeimage_3_link_5