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Die 20 Arbeiten setzen sich zusammen aus 12 großformatigen Leinwandarbeiten, 4 Plastiken, zwei langen Bildfriesen und zwei Bildfahnen. Die Gemeinsamkeit der Werke beschränkt sich bei den Leinwandarbeiten auf das einheitliche Format von 4 x 5m (4 Hochformate, 8 Querformate). Die 12 Leinwände sind in drei Jochen paarweise aneinander und unterhalb der Scheidbögen zwischen die Pfeiler gehängt, so dass sie das Hauptschiff von den Seitenschiffen trennen. Das Mittelschiff gliedern Querformate, den Blick zum Chor öffnen die Hochformate. Die Bilder sind wechselweise vom Hauptschiff bzw. von den beiden oberen Seitenemporen zu betrachten. Der untere Teil der Emporen ist mit den Bildfriesen bekleidet; die beiden Bildfahnen befinden sich links und rechts in den Turmjochen seitlich der Orgelbühne. Drei Plastiken stehen vor der Wand des nördlichen Seitenschiffes; eine Plastik wurde hoch in die Öffnung des Chorjoches gehängt...

... Anja Dreyer stellt gebaute Architekturen dar, die aus mehreren, auch mehrfarbigen Innenräumen bestehen. Vordergründig als Farbflächen wahrgenommene Bildfelder entpuppen sich als verschachtelte Räume, deren Anordnung nicht logischen, sondern rein malerischen Gesetzmäßigkeiten unterliegt. Die bildbestimmende Flächenspannung wird immer wieder durch Einblicke in Räume oder Ausblicke auf Räume oder Raumteile aufgebrochen. Ungeachtet des architektonischen Verwirrspiels entbehrt das Bild nicht einer gewissen ordnenden Symmetrie und eines klaren Aufbaus in untere, mittlere und obere Bildzone. Blickachsen und Zentralperspektiven bieten dem Betrachter visuellen Halt. Über einer ruhigen Sockelzone gibt der mittlere Bildteil den Blick frei auf einen lichtdurchfluteten Raum, auf dessen Boden eine hölzerne Kindereisenbahn mit Brücke und Schienen platziert ist. Der wie ein Schauspielhaus geöffnete Raum setzt einen spielerischen Akzent innerhalb der anderen Räume, deren Charakter vor allem dadurch geprägt scheint, dass sie leer sind, karg möbliert oder nur ein Übergangsraum sind, der in andere Räume mündet. Die verwendeten Farben sind warm bis Temperamentvoll und kontrastreich aufeinander abgestimmt. Maßvoller Ernst durchzieht die geschachtelten Architekturen, die von einer imaginären Lichtquelle erhellt werden.
 
In Verbindung mit einer Kirche erinnert die Arbeit an die Funktion mittelalterlicher Altarbilder, die ebenfalls aus einzelnen Bildfeldern zusammengesetzt sind. Jedes Bildfeld besitzt hierbei seine eigene Sinnsequenz, die sich für den Kundigen nur aus der Gesamtschau ergibt. An die Variabilität der alten Klappaltäre mit ihrer Vielzahl von geöffneten oder geschlossenen Zuständen erinnern auch die beiden hellgrünen Flügeltüren, die kulissenartig den Blick auf das zentrale Mittelbild freigeben. Jeder geöffnete Bildraum ist ein in sich abgeschlossener Bildlogos, der sich wie ein Versatzstück an andere Bildräume anschließt. In dem gleichzeitig mehrere Bildräume mit unterschiedlichem Charakter gezeigt werden, wird zugleich die Simultaneität menschlicher Wahrnehmung veranschaulicht.«
Dr. Martin Gesing, Montagehalle - Hauptkirche, 
Katalog zur Ausstellung, 1996



»Wenn man unter Ewigkeit nicht unendliche Zeitdauer, sondern Unzeitlichkeit versteht, dann lebt der ewig, der in der Gegenwart lebt.«
Ludwig Wittgenstein (1889 - 1951), 
Tractatus logico-philosophicus, 6.4311






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